Die Universalantwort auf die heutige Frage lautet: Ein Online-Fragebogen darf 5 bis 50 Fragen umfassen. Diese große Differenz zeigt natürlich, dass pauschale Zahlen nicht weiterhelfen. Einige wichtige Überlegungen vor der Konzeption eines Fragebogens helfen beim Differenzieren.
Die Adressaten
Wer davon ausgeht, dass seine persönlichen Antworten einen Unterschied bewirken können, ist motivierter, auch einen umfangreichen Fragebogen konzentriert bis zum Ende auszufüllen. Das heißt, dass beispielsweise Mitarbeiter in eine Umfrage zu ihrer generellen Zufriedenheit oder zu betrieblichen Veränderungen tendenziell mehr Zeit investieren, als es potenzielle (und anonyme) Kunden tun, die sich zu einer neuen Produktkategorie oder zu Angeboten verschiedener Wettbewerber äußern sollen.
Das Medium
Die heutige Fragestellung behandelt den online-basierten Fragebogen. Dieser sollte generell etwas straffer und knapper gehalten sein als eine Papiervariante, da Informationen am Bildschirm flüchtiger gelesen werden als solche auf bedrucktem Papier. Je kleiner der Bildschirm ist, desto kürzer muss die Umfrage sein – Befragungen auf dem Smartphone sind also die knappsten. Neben der tatsächlichen, überschaubaren Anzahl an Fragen inkludiert dies auch die Kürze und Prägnanz der Formulierungen. Der Teilnehmer muss auf einen Blick erfassen können, was er wie beantworten soll. Umfangreiche Erklärungen und ausufernde Instruktionen mindern seine Bereitschaft, sich allen Fragen zu widmen. Ein bewährter Trick, um die Motivation aufrechtzuerhalten, ist ein Fortschrittsbalken auf jeder Umfrageseite.
Die Zielsetzung
Den wohl größten Einfluss auf die Länge des Fragebogens haben Anlass und Thema der Umfrage. Hier sollte man auf keinen Fall in die Falle tappen, zu viele Themen in einer einzigen Umfrage abhandeln zu wollen. Es kollidieren zwei Interessen: ein möglichst großer Erkenntnisgewinn und eine absinkende Teilnahmebereitschaft, je länger der Fragebogen wird. Die gründliche Vorbereitung der Umfrage wird deshalb bedeutend mehr Zeit in Anspruch nehmen als Durchführung und Auswertung. Die Kunst besteht darin, die wesentlichen Inhalte mit einer adäquaten Anzahl an Fragen abzudecken – so viele, wie nötig sind, um tatsächlich belastbare Erkenntnisse zu gewinnen, aber so wenige, dass der Teilnehmer bereit ist, sich der kompletten Umfrage aufmerksam zu widmen. Im Zweifelsfalle ist man immer besser beraten, große Themenkomplexe auf verschiedene Umfragen aufzuteilen.
Faustregeln
Wie viele Fragen für eine erfolgreiche Online-Umfrage nötig sind, ist also sehr individuell. Als Faustregel hat sich im Mittel bewährt, die Ausfüllzeit auf 15 Minuten anzusetzen. Pro Minute bearbeitet ein durchschnittlicher Teilnehmer zwei bis drei Fragen. Die folgende Tabelle liefert Anhaltspunkte für die Fragenanzahl bei verschiedenen Zielgruppen und Zielsetzungen. Dieser Übersicht liegen Online-Fragebögen mit wechselnden Fragetypen zugrunde, die jeweils eine unterschiedlich lange Bearbeitungszeit haben (zum Beispiel Ja/Nein-Fragen, Skalen, Freitextantwortmöglichkeiten). Natürlich wird es hier auch „Ausreißer“ geben, die signifikant mehr Zeit benötigen bzw. sich diese Zeit gerne nehmen, um beispielsweise in einem Freitextfeld ausführlich ihre Erfahrungen mit einem Produkt oder einer Dienstleistung zu schildern.
Typische Fragebogenlängen bei Online-Befragungen
- Website-Befragung: 10 bis 20 Fragen
- Kundenbefragung B2C: 15 bis 30 Fragen
- Kundenbefragung B2B: 20 bis 40 Fragen
- Konsumenten-Befragung im Access Panel: 10 bis 50 Fragen
- Mitarbeiterbefragung: 20 bis 50 Fragen
- Mobile Befragung (insbesondere bei Smartphones): 5 bis 15 Fragen
Quelle: Axel Theobald, „Praxis Online-Marktforschung“, Springer Fachmedien, Wiesbaden: 2017, S. 78.
Fazit
Wie lang ein Online-Fragebogen sein darf, hängt davon ab, wer ihn zu welchem Zweck ausfüllen soll. Grundsätzlich ist es zielführender, die Fragenanzahl sowie deren Formulierung und die behandelten Themenfelder knapp zu halten, um eine möglichst hohe Rücklaufquote an vollständig und ehrlich ausgefüllten Fragebögen zu erlangen.