Auf welche Änderungen im Teilnahmeverhalten müssen sich Marktforscher im Bereich Mobile Research einstellen?
Keine Frage: Die große Mehrheit der Deutschen nutzt mittlerweile ein Smartphone, wenn nicht sogar mehrere parallel. Schätzungen zufolge sind es aktuell 65 Millionen Staatsbürger – Tendenz unaufhaltsam steigend. Weltweit wird bis Mitte des kommenden Jahrzehnts ein Absatz von über 1,5 Milliarden der multifunktionalen Geräte prognostiziert. Viele einst klassische Desktop-Arbeiten werden schon seit Langem unterwegs am Smartphone erledigt.
Heißt das gleichzeitig, dass immer mehr Online-Umfragen per Smartphone und nicht mehr am Desktop beantwortet werden und damit mobile Umfragen zunehmend an Bedeutung gewinnen?
Mobile Version – ein Kann oder ein Muss?
Diese Antwort hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Bislang lässt sich nicht exakt prozentual nach Teilnehmern am Smartphone und Desktop differenzieren. Folgende Aspekte haben einen Einfluss darauf, ob ein Proband das Smartphone oder seinen Computer zum Ausfüllen einer Online-Umfrage wählt:
- Aufenthaltsort
- Wochentag
- Uhrzeit
- Thema
- Umfrageform und -länge
- Gewünschte Privatsphäre beim Ausfüllen
- usw.
Generell spielt selbstverständlich auch eine grundsätzliche Affinität zu mobilem Arbeiten eine Rolle. In Ländern, in denen Smartphones flächendeckend genutzt werden und in denen allerorts eine stabile mobile Internetverbindung verfügbar ist, tendieren auch mehr Teilnehmer zur Smartphone-Version einer Online-Umfrage.
Da die Verbreitung und damit auch die Bedeutung von Smartphones für den Alltag mit Sicherheit weiter wachsen wird, steht fest, dass eine Mobiloptimierung von Online-Umfragen nicht nur ein experimentelles Feature ist, sondern ein neuer und unbedingt notwendiger Standard, um weiterhin eine breite Masse an Probanden zu erreichen. Wer seine Umfrage an die Anforderungen eines kleinen Bildschirms anpasst, kann sicher sein, dass sie auch auf großen Anzeigegeräten wie Laptops und Desktop-PCs funktioniert. Somit muss eine Mobiloptimierung nicht unbedingt mehr Aufwand bedeuten.
Möglicherweise eignen sich allerdings nicht alle Umfragethemen dafür, auf einem Smartphone bearbeitet zu werden. Sind beispielsweise umfassende Charts, hochauflösende Bilder, Videos oder andere große Dateien zur Erklärung oder Bewertung nötig, ist nur die „traditionelle“ Beantwortung auf einem großen Bildschirm sinnvoll. „Mobile“ ist also nicht zwingend die ultimative Messlatte – zuvorderst steht natürlich immer die Erreichung des Forschungsziels.
B2C und B2B – zwei Welten
Im B2C-Bereich zeigt sich hinsichtlich Online-Umfragen über die vergangenen Jahre die Tendenz zu einer Abkehr vom Desktop. Hier nutzen mittlerweile mehr Teilnehmer ein mobiles Endgerät zur Beantwortung als den Desktop. Und dies über alle Altersgruppen hinweg!
Anders verhält es sich im B2B-Geschäft. Ohne Frage prägen Smartphones die Arbeitswelt sehr stark; trotzdem bevorzugen die Teilnehmer laut Studienergebnissen der Reihe „MobileResearchTRENDS“ immer noch zu 90 Prozent einen Desktop-PC oder Laptop beim Ausfüllen einer Umfrage. In den Untersuchungen bestanden lediglich rund 10 Prozent der Smartphone-Nutzer auf der mobilen Version, von denen wiederum ein Fünftel die Umfrage definitiv nicht ausgefüllt hätte, wenn diese nur am Desktop-PC bearbeitbar gewesen wäre. In Summe waren dies etwa 4 Prozent der Teilnehmer, auf die man ohne Smartphone-Version verzichtet hätte.
Unterschiede im Teilnahmeverhalten
Je nachdem, an welchem Gerät die Umfrage ausgefüllt wird, zeigen sich deutliche Unterschiede: Auf dem Smartphone wird der Fragebogen meist häufiger und schneller aufgerufen – die Abbrecherquote ist allerdings auch höher. Am Desktop stellt es sich genau andersherum dar. Die obligatorische Mobiloptimierung des Fragebogendesigns ändert daran nichts.
Mitunter haben die Teilnehmer auch eine unterschiedliche Motivation, je nachdem, auf welchem Gerät die Umfrage ausgespielt wird. Eine Online-Umfrage auf einem mobilen Endgerät lockt unter Umständen noch mit dem Faktor der Neuartigkeit. Auch der Aspekt des Zeitvertreibs unterwegs kann eine Rolle spielen. Dies sollte man bei der Konzeption der Umfrage unbedingt im Hinterkopf haben, weil die Motivation auch die Antworten und damit die Ergebnisse beeinflussen kann.
Üblicherweise geben Teilnehmer aber in etwa dieselben Antworten – unabhängig davon, an welchem Gerät sie die Umfrage ausfüllen. Unterschiede im Antwortverhalten liegen größtenteils in den Unterschieden zwischen den Personengruppen begründet. Da nun aber wiederum verschiedene Personengruppen auch zur Nutzung verschiedener Geräte tendieren, lassen sich im Einzelfall Differenzen in den Antworten erkennen. Fundierte Studien, die diese „Geräteeffekte“ untersuchen, wären für die Marktforschung sehr wünschenswert.
Fazit
Antworten Nutzer mobiler Endgeräte anders als Desktop-Nutzer? Hinweise darauf bestehen in jedem Fall; solche Unterschiede ins Umfragedesign einzuflechten ist allerdings noch nicht wirtschaftlich durchführbar. Wirtschaftlich ist es dagegen in jedem Fall angeraten, auch eine mobil bearbeitbare Version einer Online-Umfrage anzubieten, da die Nutzung von Smartphones stetig steigt.
Jedoch eignet sich nicht jede Umfrage für die mobile Teilnahme. Mit unserem interaktiven Test „MobileScore“ finden Sie in wenigen Sekunden heraus, ob sich Ihr Forschungsdesign für eine Anwendung auf mobilen Endgeräten eignet.
Falls sie mehr zu Mobil vs. Desktop erfahren möchten, gibt Ihnen unsere Dreiteilige Blog-Reihe weitere Informationen:
Zum Blogbeitrag „Mobil vs. Desktop – Teil 1“
Zum Blogbeitrag „Mobil vs. Desktop – Teil 2“
Zum Blogbeitrag „Mobil vs. Desktop – Teil 3“
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